yeolnyeomun titel 1 열녀문 – Das Gedenktor für tugendhafte Frauen

열녀문 – Das Gedenktor für tugendhafte Frauen

Die tugendhafte Frau

1392 wurde Joseon gegründet. Um den Staat zu stärken wollte man die Religion – den Buddhismus – zurückdrängen und machte den Konfuzianismus zur neuen Staatsideologie. Das war zu Beginn wahrscheinlich ein sehr positiver Gedanke, wie wir in Six Flying Dragons1 erfahren. Doch für die Frauenrechte war es der Beginn des Untergangs.

Der Neokonfuzianismus betonte vor allem drei Dinge: Treue, den Eltern zu dienen2 und Keuschheit. Unter ihnen wurde eine Frau, die ihre Keuschheit bewahrte, yeolnyeo genannt, und wohlhabende Familien betrachteten yeolnyeo als den Ruhm der Familie und bauten ihr zu Ehren ein yeolnyeomun („tugendhafte Frau-Tor“) im Dorf. Die meisten von ihnen wurden für Frauen aus dem Adel errichtet, die die neokonfuzianische Etikette direkt studiert und befolgt hatten.3

Yeolnyeo konnte frau aber nur werden, wenn sie … 4

  1. nicht noch einmal heiratet, nachdem der Ehemann gestorben ist
  2. stirbt, nachdem der Ehemann gestorben ist
  3. für ihren Ehemann stirbt
  4. als Frau getötet wird, während sie sich einer Vergewaltigung widersetzt, oder Selbstmord begeht, um die Gefahr zu vermeiden, vergewaltigt zu werden oder einfach aus Scham (wegen was auch immer)
  5. Selbstmord begeht, nachdem sie den Ehemann gerächt hat (nach seiner Ermordung)
  6. Selbstmord begeht um eine Wiederverheiratung zu vermeiden oder um die Treue zum verstorbenen Ehemann zu beweisen
  7. sich selbst verstümmelt, sich Narben zufügt, sich Finger abschneidet oder sich in das Oberschenkelfleisch schneidet,
  • um den Ehemann zu retten
  • oder um sich selbst unattraktiv zu machen, um dadurch einer Wiederverheiratung zu entgehen oder um generell unattraktiv für andere Männer (außer ihrem Ehemann) zu sein.

Um eine „tugendhafte Frau“ zu sein genügte es zu Beginn der Joseon-Dynastie noch seine Jungfräulichkeit zu schützen, gegen Ende galt aber nur noch der Selbstmord als Witwe oder das Schützen der eigenen Keuschheit durch Selbstmord als yeolnyeo.

Wer zum Adel gehörte und sich selbst tötete um eine „tugendhafte tote Frau“ zu sein, den belohnte man mit einem yeolnyeomun – mit einem Tor für Tugendhafte Frauen. Außerdem bekamen die Familien der nun toten „tugendhaften Frau“ Geldgeschenke, Steuererleichterungen, Ministerposten und vieles mehr … Es lohnte sich also, da ab und zu etwas nachzuhelfen.

열녀 die tugendhafte frau titel

Das Thema „Tugendhafte Frau“ wird ausführlicher im Artikel Yeolnyeo behandelt.

Gedenktore

Allgemein hießen die „Tore“, die man aufstellte, um jemanden zu ehren, Jeongryeo und waren rot. Rote Tore bedeuteten: „Hier lebt oder lebte jemand besonders Achtenswertes“. Deshalb stehen rote Tore auch zum Beispiel vor buddhistischen Tempeln. Wenn es in einem Dorf jemanden gab, der besonders achtenswert ist, oder wenn ein Dorf über sich sagen wollte, es wäre besonders achtenswert, dann konnte man ein rotes Tor vor einem Dorf errichten, was ab der Joseon-Dynastie üblicher war5. Da man in Joseon so stolz war, wenn man einen Gedenkort für eine „tugendhafte Frau“ errichten konnte, bezahlte die Kosten der Staat, bzw. die Provinz.

Das Titelbild dieses Artikels zeigt solch ein rotes Tor, es ist aus dem Film „Yeolnyeomun“6 von 1963. Der Film wurde damals sogar auf der Berlinale gezeigt.

Auch Hauseingänge konnten mit einem roten Tor versehen werden. Allerdings war das nur bei Adligen üblich, da nur sie Mauern mit Toren hatten, die man rot machen konnte.

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(Bild 2: selbstgemachtes Bild, da kein Original-Foto mit einer Creative-Commons-Lizenz gefunden werden konnte.)

Noch heute kann man in ganz Korea Relikte „tugendhafter Frauen“ an den Toren alter Häuser und Dorfeingängen sehen. Einige davon verfallen von Tag zu Tag aufgrund von Vernachlässigung und ohne ordnungsgemäße Verwaltung, während andere in den letzten Jahren durch die Bemühungen von Nachkommen repariert oder wieder aufgebaut wurden.7

Mit der größer werdenden Wichtigkeit von Yeolnyeo, beließ man es jedoch nicht bei einem Tor, bzw. weitete man die Definition „Tor“ deutlich weiter aus.8

Dies ist zum Beispiel das Tor von von Prinzessin Hwasun9. Vorne gibt es 8 Räume und an der Seite einen Raum. Prinzessin Hwasun war die zweite Tochter von König Yeongjo und heiratete Kim Han-shin. Aber als Han-shin starb, hörte sie auf zu essen und zu trinken und starb. König Jeongjo ließ dann dieses Tor bauen.10

Prinzessin Hwasun

(Bild 3: Hongmun von Prinzessin Hwasun11)

Allerdings bestanden die Denkmäler nicht unbedingt nur aus einem Tor, sondern das Tor bekam noch zusätzlich ein Denkmal – und das seit der Goryeo-Dynastie.

Man baute kleine „Häuschen“ als „Tore“. Das hölzerne Jeongryeo ist ein kleines Holzgebäude, das im traditionellen Stil wie ein Denkmal gebaut und mit Ziegeln gedeckt ist. Im Inneren ist die Jeongryeo-Flagge auf einer Holztafel oder auf einem Denkmal eingraviert.12

yeolnyeomun bild vergroessert

(Bild 413)

Das Ganze konnte durchaus auch etwas größer ausfallen. Frau Heo war eine Frau des Yangcheon-Clans und die Tochter von Heo Eung, der während der Herrschaft von König Taejo der Joseon-Dynastie ein großer Gelehrter war, der sich stark für Belohnungen (nach Selbstmorden) und gegen die Wiederverheiratung von Witwen aussprach. Mit 17 Jahren wurde Frau Heo Witwe und kam nach Yeonsan, wo ihre Schwiegereltern leben. Sie widmete ihr Leben der Erziehung (Aufzucht) von Kim Cheol-san, einem später sehr reichen und wichtigen Mann.14 Sie bekam das Tor also, weil sie sich der Familie eines reichen Mannes widmete (ihm diente) und nicht wieder heiratete.

yeolnyeomun frau heo

(Bild 5: Jeongryeo-gak zur Gedenken an Frau Heo15)

Unter Ausnutzung der Tatsache, dass die Errichtung eines Denkmals für eine „tugendhafte Frau“ Steuerbefreiung und höhere Vergünstigungen mit sich brachte, wurden Menschen getötet und Steinmonumente errichtet, um sie als „tugendhafte Frauen“ auszugeben, und Witwen wurden zum Selbstmord gedrängt. In einigen Fällen hatten die Menschen Angst davor, zum Selbstmord gezwungen zu werden, und verletzten sich vorher selbst, indem sie sich meist die Finger abschnitten.16

Wenn entdeckt wurde, dass man eine Frau zum Selbstmord gezwungen hatte um staatliche Begünstigungen zu erhalten, war die Strafe sehr hart. Das lag daran, dass es sich um mehr als nur einen einfachen Mord handelte, sondern um ein Verbrechen der Täuschung, mit dem der König und das Gericht getäuscht wurden (um die arme Frau ging es dabei weniger). Wenn diese Fälle aufgedeckt wurden, annullierte das Gericht das Denkmal für eine „tugendhafte Frau“ in der Gegend, verurteilte den Hauptschuldigen zum Tode, entließ den Magistrat aus seinem Amt, weil er das Volk nicht erzogen hatte, und degradierte ihn sogar. Insbesondere die Degradierung eines Magistrats während der Joseon-Dynastie war eine noch härtere Strafe, da sie mit einer schlechteren Behandlung der Einwohner seines Dorfes oder Städtchens und der Entlassung aus dem Amt einherging.17

Gedenktore (Yeolnyeomun) in K-Dramen

Ein gedenktor sah ich bislang in noich keiner koreanischen serie, doch wurde es in mindestens zweien als Belohnung für den angestrebten Selbstmord der heldin erwähnt.

In Knight Flower ist die Heldin eine Witwe, von welcher erwartet wird, dass sie sich das Leben nimmt, damit sich die Familie finanziell bereichern kann und ihr Schwager einen Beamtenposten erhält.

Auch in Poong, The Joseon Psychiatrist wird dies von unserer Heldin erwartet. Dabei versucht ihre Schwiegermutter alles, damit sie „wegen schlechter Verfassung“ stirbt, damit die Familie ein Tor bekommt und der Sohn einen Posten als Beamter.
Des weiteren gibt es eine „Großmutter“, die von ihrem Sohn verstoßen wurde, weil sie sich nicht das Leben genommen hatte, nachdem sie von den Qing verschleppt worden war. Sie konnte sich befreien und kehrte unversehrt ins Dorf zurück. Doch erwartet man von einer Frau, dass sie sich tötet, wenn sie von „Barbaren“ berührt wird.

Weitere, noch nicht auf K-Drama.de besprochene Serien und Filme, die sich auch um Yeolnyeomun drehen, sind (laut Wikipedia18):

  • Das Gedenktor für „tugendhafte Frauen“, ein südkoreanischer Film von 196219, aus welchem das Titelbild dieses Artikels ist
  • The Story of Park’s Marriage Contract, eine südkoreanische Fernsehserie (2023-2024)20.

Anmerkungen:

  • 1Six Flying Dragons ist ein K-Drama über die Gründung Joseons.
  • 2Hyeodo (효도) wird häufig mit „Kindliche Frömmigkeit“ übersetzt. Damit ist die Pflicht gemeint, den Eltern zu dienen. Es geht aber auch darum, für sie ein Kind zu sein. „Das Konzept der kindlichen Frömmigkeit ist eine repräsentative Verhaltensform, die Menschen von Tieren unterscheidet. Unter den nichtmenschlichen Tieren gab es in der Wissenschaft noch keinen Bericht über ein Tier, dessen Kinder sich um ihre Eltern kümmern, bis diese sterben.“ („효도“.)
  • 3„열녀“.
  • 4Die Aufzählung entstammt 김, „열녀“.
  • 5박, „열녀 (烈女)“.
  • 6열녀문 (Yeollyeomun) / Bound by Chastity Rule / The Memorial Gate for Virtuous Women.
  • 7박, „열녀 (烈女)“.
  • 8„열녀문“, 나무위키, 21. September 2024, https://namu.wiki/w/%EC%97%B4%EB%85%80%EB%AC%B8.
  • 9Chungcheongnam-do Materielles Kulturerbe Nr. 45. Es befindet sich in Yonggung-ri, Sinam-myeon, Yesan-gun, Chungcheongnam-do.
  • 10이, „화순옹주 홍문 (和順翁主 紅門)“.
  • 11Quelle siehe
  • 12박, „열녀 (烈女)“.
  • 13Bildnachweis siehe:
  • 14Jeongryeo-gak liegt in Yeonsan-myeon, Nonsan-si, Chungcheongnam-do und wurde zum Gedenken an die Frau des Heo-Clans der frühen Joseon-Dynastie erbaut.
  • 15Quelle: 김, „고정리 양천허씨 정려 (高井里 陽川許氏 旌閭)“.
  • 16„열녀문“.
  • 17„열녀문“.
  • 18„Yeolnyeo“.
  • 19열녀문 (Yeollyeomun) / Bound by Chastity Rule / The Memorial Gate for Virtuous Women.
  • 20The Story of Park’s Marriage Contract (열녀박씨 계약결혼뎐).
  • 21열녀문(1962) / Bound by Chastity Rule ( Yeollyeomun ), 2015, https://www.youtube.com/watch?v=wm62W7_3hSg.
  • 22이, „화순옹주 홍문 (和順翁主 紅門)“.
  • 23Nationales Volksmuseum, „멀티미디어 – 한국민속대백과사전“.
  • 24김, „고정리 양천허씨 정려 (高井里 陽川許氏 旌閭)“.

Bildnachweise:

  • Bild 1: Ein Jeongryeo aus dem Film „Yeolnyeomun“21. Colorierung: Christina Schieferdecker.
  • Bild 2: selbstgemachtes Bild
  • Bild 3: 미디어ID: 8cee381f / 저작권: 한국학중앙연구원 / 촬영지 / 주제어: 홍문/홍살문/열녀 / 사진크기: 2141x1448px (1200dpi) (Quelle: 22) Das Bild wurde etwas bearbeitet (verbreitert) um zu den anderen Bildern zu passen)
  • Bild 4: 촬영자/소장처: 국립민속박물관 / 촬영일자/시대: 1995 / 촬영장소: 영월 (Quelle: 23)
  • Bild 5: 미디어ID: bab93808 / 저작권: 한국학중앙연구원 / 촬영지: – / 주제어: 유교/정려/양천허씨 / 사진크기: 2141x1448px (1200dpi) (Quelle: 24)

Quellenangaben:

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