Joseons Medizin in K-Dramen
Der folgende Texte wurde ursprünglich als Teil von „Dae Jang-geum – Jewel in the Palace“ geschrieben, dann jedoch mit Methoden aus Poong: The Joseon Psychiatrist erweitert. Der Artikel kann selbstverständlich nicht die ganze traditionelle koreanische und chinesische Medizin darstellen. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich als guten Einstieg Wikipedia oder die anderen im folgenden Artikel genannten Quellen.
Problematik
In Joseon (zur Zeit Dae Jang-geums), ist es verboten, einen Körper aufzuschneiden – und erst recht den des Königs. Sein Körper verkörpert Joseon. Wenn man ihn aufschneidet, so ist es, als würde man Joseon aufschneiden. Deshalb konnte man Menschen nur von außen heilen.
Sehr viel kann ich über die medizinischen Behandlungen nicht erzählen, da ich wenig über Medizin weiß, doch ein paar interessante Infos kann ich liefern.
Akupunktur (침구학) und Pulsdiagnostik
Gegen Ende der Serie „Jewel In The Palace“ findet Dae Jang-geum heraus, wie man Menschen betäuben kann, allein mit Akkupunktur und dann – theoretisch (es war ihr ja verboten) – Operationen durchführen könnte.
Dies ist tatsächlich möglich. DIE ZEIT schreibt in einem Artikel, in welchem sie Ulrich Trappe zitiert. Er ist Anästhesist im Marienkrankenhaus in Hamburg und Akupunkteur:
„Ich konnte in China an Operationen teilhaben, bei denen Patienten allein durch Akupunktur behandelt wurden. Auch starke Schmerzen konnten mit Nadelstichen betäubt werden, es war keine Narkose notwendig.“
Und weiter lesen wir:
„‚Die klassische Diagnose erstellt der Akupunkteur, indem er die Zunge und den Puls des Patienten untersucht. Da jedes Organ seine eigene Pulsstelle hat, zeigt sich jede Störung in der Veränderung des Pulses‘, sagt Ulrich Trappe.“
Auch in „Jewel In The Palace“ oder „Poong: The Joseon Psychiatrist“ (und vielen anderen Serien) werden Diagnosen über den Puls gestellt. Dabei gibt es verschiedene „Pulse“, wie wir erfahren.
Eine sehr ausführliche Erklärung zur Pulsdiagnostik fand ich auf TCM.24.de (TCM = Traditionelle Chinesische Medizin). Beim Klick auf das Bild gelangt ihr dorthin.
Moxibustion (뜸)
Die Moxibustion gehört zur Akupunktur. In „Poong: The Joseon Psychiatrist“ benutzt er diese Methode, da er selbst keine Akupunkturnadeln mehr benutzen kann.
Wikipedia1:
„Beim indirekten Brennen legt der Therapeut Ingwerscheiben auf die betreffenden Therapiepunkte [Akupunkturpunkte] und entzündet auf diesen kleine Kegel aus Moxa (Beifuß), welche langsam verglimmen. Sobald der Patient ein Hitzegefühl spürt, wird der Kegel zum nächsten Therapiepunkt geschoben. Jeder Punkt wird mehrmals erhitzt, bis die Haut deutlich gerötet ist. Bei dieser „indirekten Moxibustion“ hat die Moxa keinen Kontakt zur Haut. Heute vertreibt der Fachhandel auch fertige, auf Papierscheibchen geklebte Kegelchen.
In China und Japan setzte und setzt man teils noch heute den Kegel direkt auf die Haut („direkte Moxibustion“). [Auch bei Poong: The Joseon Psichiatrist“ sieht man, wie er die Kegel direkt auf die Haut sezt.] Die anfangs entstehenden Brandblasen wie auch kleine Entzündungen sind beabsichtigt, um die Abwehrkräfte des Körpers anzuregen. Später bildet sich an der betreffenden Stelle eine kleine Kruste.“
Und nochmals Wikipedia2:
„Der Name des Krauts Artemisia (Beifuß) der Moxa-Arten nennt man àicǎo (艾, 艾草) auf Chinesisch […]. Die chinesischen Namen für die Moxibustion sind ji‘ ( 灸) oder ji’sh‘ ( 灸術) […]. Auf Koreanisch heißt es deum.(뜸) Die koreanische Folklore führt die Entwicklung der Moxibustion dem legendären Kaiser Dangun an“
Dangun (단군) ist der legendäre Gründer und erste König von Gojoseon, dem ersten koreanischen Königreich, gegründet 2333 v. Chr., und damit der Gründer Koreas. Somit wäre die koreanische Akupunktur die älteste der Welt. Dangun wurde übrigens von einem Tiger und einem Bären gezeugt und ist der Enkel des Himmelsherrn Hwanin (kor. 환인).
Koreaner feiern Danguns Gründung von Gojoseon am 3. Oktober. Dieser Tag ist ein Nationalfeiertag und heißt Gaecheonjeol.3
Heilung durch Bienenstich
Als Jang-geum herausfinden möchte, warum der König Lähmungen hat, testet sie verschiedene Gerichte an sich selbst, bis sie diese Lähmungen auch erhält. Die meisten kann man zwar behandeln, doch die Taubheit ihrer Zunge bleibt. Als ihr Jeong Woon-baek von seinen Experimenten mit Bienenstichen erzählt, bittet sie ihn, die Behandlung an ihr durchzuführen.
Zunächst weigert er sich, wegen der Gefahr eines Anaphylaktischen Schocks, doch Jang-geum gibt nicht auf – und bekommt so das Gift eines Bienenstichs in die Zunge injiziert.
Die Bienenstich-Behandlung heißt heute Apitherapie. Bienenstiche können tatsächlich eine heilende Wirkung haben.
Dr. Dr. med. Thomas Beck schreibt auf seiner Seite „Der Gesundheitsbrief“:
„Durch die Injektion von Bienengift kommt es zu einer örtlichen (lokalen) Reizung, auf die der Körper reagiert. Diese körpereigene Reaktion ist das eigentliche Wirkprinzip des Bienengiftes.
Was passiert aber bei dieser Reizung? Der Körper will das ihm fremde Gift bekämpfen und wirft deshalb seine Abwehrkräfte in den Kampf. Damit wird zum einen das Bienengift neutralisiert, zum anderen aber die (z.B: im Gelenk) vorhandene Entzündung vom Körper selber (mit-)bekämpft.
Damit kommt es zu einer verbesserten Durchblutung (das Gebiet wird rot), der Stoffwechsel erhöht sich (es wird warm, die innere Verbrennung zur Energiegewinnung steigt) und die Fliesseigenschaften des Blutes vor allem der weissen Blutkörperchen (die sind für die Abwehr zuständig) ändern sich. Das ist ganz vereinfacht der Haupt- Wirkmechanismus für die entzündungshemmende Wirkung.
Bienengift kann aber auch direkt über seine Enzyme und Eiweisse gegen Entzündungsprozesse wirken, es kann Bakterien und Pilze abtöten.“
Auf einer anderen Seite lesen wir:
„In jüngster Zeit [2017] fanden Forschungen aus Südkorea heraus, dass Bienengift eine einzigartige Verbindung namens Melittin enthält, die direkt Entzündungen bekämpft. Dies zeigt weiter, wie die Apitherapie bei der natürlichen Bekämpfung von Arthritis funktioniert.
Solche Studien sind jedoch selten, weshalb […] mehr veröffentlicht werden muss, um das volle Potenzial des Bienengiftes wirklich zu nutzen.
Besonders notwendig sind Humanstudien, denn die jüngste wurde 1941 mit fragwürdigen Ergebnissen durchgeführt.“
Wie ihr seht, wissen wir wenig über die Wirkungen des Bienengiftes, weil es einfach zu wenige Forschungen dazu gibt. Ob die Wirkung bei Dae Jang-geum also wissenschaftlich haltbar ist, konnte ich nicht finden, aber möglich ist sie auf jeden Fall.
Ginseng
Ginseng ist ein Heilmittel, das uns in vielen historischen Serien begegnet, nicht nur bei Jewel In The Palace, deshalb hier kurz etwas zu Ginseng.
Auf t-online lese ich:
„Für die Pharmaindustrie werden große Mengen von Ginseng in Korea und China angebaut, kleinere in Japan und Amerika. Der koreanische Ginseng ist am hochwertigsten.“
Und erfahre dann auf vielen anderen Seiten, unter anderem auf arzneimittelfakten.de:
„Die Inhaltsstoffe von Ginseng wirken stresslindernd und stärken unser Immunsystem, indem sie die Bildung weißer Blutkörperchen anregen.
Beim Mann kann die Einnahme von Ginseng sich positiv auf die Potenz auswirken, da die biochemische Zusammensetzung der Wirkstoffe den männlichen Sexualhormonen ähnlich ist.“
Und der NDR schreibt:
„Der Ginsengwurzel werden vielfältige Wirkungen zugeschrieben:
- Atemwegserkrankungen: Kanadische Wissenschaftler fanden heraus, dass Ginseng Erkältungen tatsächlich verkürzt und milder verlaufen lässt, außerdem die Symptome bei Asthma und Heuschnupfen lindert.
- Krebstherapien: US-amerikanische Studien haben gezeigt, dass Ginseng Krebskranken helfen kann, ihre Therapien besser zu verkraften. Ginseng lindert ihre bleierne Müdigkeit (Fatigue-Syndrom) und regt die Produktion von Glückshormonen an, die das Wohlbefinden steigern.
- Chronisch-entzündliche Erkrankungen: Ginsenoside wirken antibakteriell und antiviral. Wenn Ginseng-Präparate mindestens 1,5 Prozent Ginsenoside enthalten, können sie chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Rheuma deutlich mildern.
- Konzentration: Ginsenoside animieren Gehirn-Zellen, mehr Zucker aufzunehmen und können so helfen, sich besser zu konzentrieren und komplexer zu denken.“
Ein besonderes Risiko ist Bluthochdruck durch Ginseng. Da die Königliche Konkubine Lee Suk-won schwanger ist und unter Bluthochdruck leidet, kann ein Erhöhen des Blutdrucks ihr und dem Kind das Leben kosten. Deshalb versuchen Lady Choi und Co. die Königliche Konkubine Lee Suk-won mit Ginseng und ähnlichen Zutaten zu töten, in dem sie behauten, diese wären gut für ihre Gesundheit. Gleichzeit wird absichtlich eine falsche Diagnose als Krankheit gestellt, damit man den Blutdruck erhöhende Mittel als Mahlzeit verabreichen kann.
Essen und Medizin:
Dae Jang-geum ist zuerst eine hervorragende Köchin, dann eine hervorragende Ärztin. Das passt zusammen.
In der chinesischen und koreanischen Medizin spielt Essen eine große Rolle. Da die Haupttheorie auf dem Fließen von irgendwelchen Säften beruht, kann man diese natürlich durch Nahrung beeinflussen. Und das stimmt ja auch.
Alles was wir essen, macht irgendetwas in unserem Körper. Es ist nicht nichts, was wir da zu uns nehmen. Jedes Kraut, jedes Fleisch, jedes Gewürz hat seine eigene Wirkung. Wenn wir die kennen, kann Essen das Gleiche sein, wie Medizin. Noch heute sehen wir in vielen K-Dramen, dass Menschen dazu aufgefordert werden etwas bestimmtes zu essen, weil ihnen das helfen würde.
„Die Ernährung gehört neben Akupunktur und Moxibustion, chinesischer Heilkräuter- und Arzneimitteltherapie, Tuina-Massage, Tai Qi und Qi Gong zu den fünf Säulen des umfassenden Behandlungssystems der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Voraussetzung für Gesundheit und Wohlbefinden ist in der TCM das harmonische Gleichgewicht von Yin und Yang. Yin steht für die Körpersäfte und die Körpermasse (Gewicht), Yang für Körperwärme und die Körperkraft (Körperfunktionen). Nur wenn beide Prinzipien in Harmonie sind, bilden sie ein harmonisches Spannungsfeld, in dem die Lebensenergie des Menschen, sein Qi, ungehindert fließen kann.“ (Bund Deutscher Heilpraktiker)
Krankheitsursachen – und die Psyche
Falls ihr denkt, „Poong, der Joseon Pychiatrist“ wäre reine Erfindung, irrt ihr euch. Psychische Krankheitsursachen sind bei der traditionellen chinesischen Medizin anerkannt.
Laut Wikipedia werden drei grundsätzliche Kategorien von Krankheitsursachen in der traditionellen chinesischen Medizin anerkannt:
- „äußere Ursachen: dazu gehören die Sechs Exzesse und das „pestilenzielle Qi“.
- innere Ursachen: die „Sieben Affekte“ (manchmal auch übersetzt als „Sieben Emotionen“ ) – Freude, Ärger, Grübeln, Kummer, Angst, Schreck und Trauer. Man nimmt an, dass diese die Funktionen des Zàng-fú, insbesondere der Leber, schädigen können.
- nicht-externe-nicht-interne Ursachen: Ernährungsunregelmäßigkeiten (insbesondere: zu viel rohes, kaltes, scharfes, fettiges oder süßes Essen; unersättliches Essen; zu viel Alkohol), Müdigkeit, sexuelle Unmäßigkeit, Traumata und Parasiten (虫; chóng ).“ (Wikipedia)
Ob es die von Poong jedoch durchgeführten Behandlungsmethoden schon gab, konnte ich nicht ermitteln, aber ich gehe davon aus, dass sein Vorgehen auch für die damalige Zeit unüblich war.
Anmerkungen:
Quellenangaben:
- https://en.wikipedia.org/wiki/Jang-geum
- https://en.wikipedia.org/wiki/Dae_Jang_Geum
- https://ko.wikipedia.org/wiki/%EB%8C%80%EC%9E%A5%EA%B8%88
- https://www.zeit.de/wohlfuehlen/gesundheit_neu/Akupunktur
- https://www.tcm24.de/pulsdiagnostik/
- https://www.der-gesundheitsbrief.de/therapie-mit-bienengift-apitherapie/
- https://www.t-online.de/gesundheit/heilmittel-medikamente/id_92358432/die-wirkung-von-ginseng-alles-wichtige-auf-einen-blick.html
- https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Ginseng-Positive-Wirkung-auf-die-Selbstheilung-des-Koerpers,ginseng162.html
- BDH. „Ernährung nach Traditioneller Chinesischer Medizin“. Zugegriffen 10. November 2024. https://www.bdh-online.de/lexikon/ernaehrung-nach-traditioneller-chinesischer-medizin-tcm
- „Dangun“. In Wikipedia, 7. November 2024. https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Dangun&oldid=1256050973.
- „Moxibustion“. In Wikipedia, 14. Dezember 2023. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Moxibustion&oldid=240177936.
- „Moxibustion“. In Wikipedia, 20. Mai 2024. https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Moxibustion&oldid=1224747200.
- „Traditional Chinese medicine“. In Wikipedia, 2. November 2024. https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Traditional_Chinese_medicine&oldid=1254929613#Concept_of_disease.
Die genannten Serien:
Jewel In The Palace – Dae Jang Geum
Jewel In The Palace ist die Geschichte von Jang-geum, der ersten und bisher einzigen Leibärztin eines koreanischen Königs oder Staatsoberhauptes.
Jang-geum lebte Anfang des 16. Jahrhunderts in Korea (Joseon). Nachdem ihre beiden Eltern umgebracht werden, wird sie zunächst Köchin im Palast und später Ärztin des Königs.
Bewertungen: – IMDb: 8,5 – Asian Wiki: 92 – My Drama List: 8,7 – Viki: 9,6
Poong, The Joseon Psychiatrist & Poong, The Joseon Psychiatrist 2
Poong war einst Arzt am königlichen Hof. Als der König während seiner Behandlung an Gift stirbt, glaubt er ihn getötet zu haben. Er wird aus dem Palast geworfen und verliert seine Fähigkeiten als Azt. Eine Neue Heimat findet er in einer Dorf-Klinik, wo der Leiter in zwingt für ihn als Psychiater zu arbeiten, um Schulden abzuzahlen. Und so wird aus dem Arzt und besten Akupunkteur Joseons, der Psychiater Poong. Doch sind Menschen hinter ihm her, die versuchen ihn zu töten. Da ist da noch die Witwe Eun-woo, die ihm assistiert, ihn liebt, aber nicht heiraten darf.
Bewertungen: – Gesamtnote: 82,3 – IMDb: 7,8 – Asian Wiki: 90 – My Drama List: 7,9 – Viki: 9,2
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Dieser Text ist Teil der Besprechung der Serie „Jewel In The Palace – Dae Jang-Geum“