Tipps zum Einstieg

Warum man Serien aus Korea schauen sollte:

  • Sie sind abgeschlossen. Vielleicht kennt ihr dasja: Ihr schaut eine Serie, das Staffelfinale ist spannend … und dann hörts auf und ihr erfahrt das Ende vielleicht in einem Jahr, wenn es die nächste Staffel gibt. Doch nicht so, bei den koreanischen serien, die auch im koreanischen Fernsehen laufen (also nicht 100% Netflix sind): Es gibt nur eine Staffel, ist sie fertig, ist die Serie vorbei. Eine Staffel hat meist 16 bis 20 Folgen, manche auf 50 oder 60, wobei jede Folge etwa 1 Stunde dauert.
  • Sie machen Mut. Das habe ich schon häufiger gehört. Wenn man sich “unten” fühlt und schaut ein paar Serien, bekommt man mehr Mut seine Probleme anzugehen. Koreanische Dramen sind sehr realistisch, vielleicht liegt es ja daran. Natürlich gibt es auch hier Cinderella-Stories und Ähnliches oder auch historische Dramen. Doch in vielen Geschichten geht es eher darum, dass man, da man der Situation in der man ist nicht wirklich entfliehen kann, das beste daraus zu machen. Die Menschen übernehmen Verantwortung für sich und andere und schaffen es so, ihrem leben eine positive Wendung zu geben.
  • Sie haben ein positives Menschenbild. Natürlich gibt es Verbrecher und natürlich sind sie nicht die Guten. Doch jeder Mensch hat eine Würde, auch wenn er der Böse ist. Menschen werden nicht einfach erschossen oder umgebracht, nur weil sie die bösen sind, denn es ist klar: Wer jemanden absichtlich verletzt oder tötet, begeht Unrecht.
  • Koreanische Serien sind häufig Lovestory, Krimi, Komödie und Action-Serie in einem. Natürlich gibt es Schwerpunkte, so sind manche mehr Lovestory und andere mehr Action, doch in der Standard-Serie ist meist alles zusammen enthalten.

Netflix und Viki

Der größte Anbieter koreanischer Serien in Deutschland ist Viki (viki.com), dicht gefolgt von Netflix. Deshalb bespreche ich fast ausschließlich Serien auf Viki und Netflix. Manche davon kann man auch mit englischen Untertiteln auf YouTube oder anderen Portalen sehen.

Zu Untertiteln

Serien aus anderen Ländern zu schauen, noch dazu mit Untertiteln, ist nicht immer einfach. Dann kommt noch eine fremde Kultur hinzu und schon ist man vielleicht etwas weniger enthusiastisch.

Doch das muss nicht sein.

Meiner Erfahrung nach, benötigt es eine gewisse Zeit, bis man sich an Untertitel gewöhnt hat. Sobald dies geschehen ist, kommen einem synchronisierte Serien häufig sogar seltsam vor. Darüber habe ich einen kleinen Text geschrieben, weil das auch mich etwas verblüffte. Inzwischen mag ich koreanische Serien nicht, wenn sie synchronisiert wurden. Es geht etwas verloren, leider. Bei allen Serien, nicht nur bei koreanischen.

Alle von mir gelisteten Viki- oder Netflix-Serien sind mit deutschen Untertiteln versehen. Auf Netflix gibt es sehr wenige synchronisierte Serien, doch würde ich davon abraten. Hier habe ich einen Text dazu geschrieben, warum:

Sprachmelodien, Untertitel, Immersion: Verstehen durch Eintauchen

Synchronisiert ist nicht immer besser. Warum ich Serien lieber im Original schaue und was bei einer Synchronisation verloren geht.

Kultur

Zu Beginn würde ich eher Serien empfehlen, die nicht so “kulturlastig” sind. Von historischen Serien würde ich deshalb zu Beginn eher abraten.

Dennoch kurz etwas zur Kultur und dem Verhalten: Eigentlich ist die koreanische Kultur nicht so viel anders, als unsere. Es gibt einige Benimmregeln, die uns vielleicht ein wenig irritieren, doch kommen die nur in wenigen Serien gehäuft vor.

Was uns sehr auffällt, sind die häufigen Verbeugungen. Doch setzt man diese mit Gesten der Begrüßung und Verabschiedung gleich, stellt man fest, dass auch wir dies tun, doch mit anderen Gesten. Bei uns sind sie etwas vielfältiger, weshalb uns unsere eigenen Rituale wahrscheinlich nicht mehr so bewusst sind.

Die Koreaner legen einen größeren Wert auf einen respektvollen Umgang miteinander, als wir. Dies wird vor allem beim Umgang mit Vorgesetzten oder älteren Familienangehörigen deutlich.

Auch irritiert es, dass selbst Verliebte sich oft mit vollem Namen oder dem Titel ansprechen, wenn eine Frau zu dem Mann, den sie liebt, zum Beispiel “Vorsitzender” sagt. Dies liegt nur zum Teil an der Wichtigkeit des zu zeigenden Respekts. Das Koreanische kennt weder das deutsche “du” noch das deutsche “sie” (auch nicht das englische “you”). Dadurch müssen sich Koreaner immer mit ihrem Namen oder Titel ansprechen um zu wissen, wer gemeint ist. Jemanden also mit seinem Titel anzusprechen, ist wie bei uns “sie” oder “du” (nicht ganz, aber … so in etwa). Kennt man den Namen von jemandem nicht oder seinen Titel, so kann man im Koreanischen diese Person zum Beispiel mit “mittelalter Herr” (Ahjussi) ansprechen, oder mit einem anderen Begriff. Das ist für Koreaner auch nicht immer einfach, weil sie ja von Fremden nicht wissen, wie alt diese sind.

Die Namen: Prinzipiell kommt zuerst der Nachname, dann der Vorname. Der Nachnahme ist meist einsilbig, wie zum Beispiel Kim, Lee, Jo und so weiter. Die Vornamen sind doppelsilbig. Lee Ji-eun heißt also “Lee” mit Nachnamen und “Ji-eun” mit Vornamen. Um dies zu verdeutlichen, wird in der Romanisierung der Namen oft ein Bindestrich zwischen den beiden Silben den Vornamens geschrieben.

Dennoch hört man, dass sie etwas länger gesprochen werden, als sie eigentlich sind und eine Silbe meist angehängt wird. So wie wir, um höflich zu sein, das “Sie” statt dem “Du” verwenden, verwenden die Koreaner verschiedene Endungen, wodurch man eine freundschaftliche (familiäre) Anrede von einer höflichen Anrede unterscheiden kann.

Serien zum Einstieg

In manchen Serien ist man nicht sofort drin, dennoch muss man sie gesehen haben, wie My Mister oder Mr. Sunshine, doch vielleicht noch nicht zu Beginn. Auch von allzu heftigen Komödien (Strong Woman, My Only Love Song, etc.) würde ich abraten, weil man auch den Humor mögen muss, der doch viele Slapstick-Elemente enthält.

Deshalb meine Empfehlungen zum Einstieg:

Crash Landing On You (Netflix):

Eine reiche Erbin landet mit ihrem Gleitschirm in Nordkorea in den Armen eines nordkoreanischen Offiziers. Es gibt einige Probleme zu bewältigen: Während ihrer Abwesenheit will ihre Familie sie für Tot erklären, um das Vermögen unter sich aufteilen zu können, dann gibt es eine Verschwörung in Nordkorea, in Folge welcher der Bruder unseres Hauptmannes ermordet wurde und last but not least muss unsere Heldin nach Südkorea zurück – will aber auch mit dem Hauptmann zusammen sein. Die Serie ist voller Action, Witz und Romantik mit einem guten Schuss Krimi. Außerdem lernt man die nord- und die südkoreanische Gesellschaft etwas kennen.

The Flower of Evil (Viki)

Die Blume des Bösen ist ein Krimi, wie er besser nicht sein kann. Unser “Held” betreibt eine kleine Goldschmiede, seine Frau ist Polizistin. Als es nach Jahren zu einem Mord kommt, der mit Serienmorden aus der Vergangenheit zusammen zu hängen scheint, wird er verdächtigt (zunächst nur von uns Zuschauern), der Serienmörder zu sein. Alles deutet darauf hin. Wir als Zuschauer verdächtigen ihn zuerst, dann bekommt auch seine Frau Angst. Ist er der Mörder? Wird er seine Frau töten, weil sie es weiß?

Ähnlich gestrickt, mit einem Helden, bei dem wir bis zum Schluss nicht wissen, welches Spiel er treibt, ist “The Devil Judge“. Eine Dystopie, in welcher ein Richter populistisch das Volk hinter sich bringt, um die Regierungsmitglieder für ihre Verantwortung zur Rächenschaft zu ziehen.

Descendants of the sun (Viki, Netflix)

In “Descandants of The Sun” verliebt sich eine Ärztin in einen Soldaten. Er ist Mitglied einer Spezialeinheit, die die Dinge erledigt, bei denen man nicht erwischt werden sollte und leicht ums Leben kommen kann. Da er nie über seine Aufträge reden kann, verschwindet er häufiger plötzlich und sie weiß nie, ob sie ihn je lebend wiedersehen wird. Eine der Fragen in dieser Serie ist: Macht solch eine Beziehung Sinn?

Eines Tages sucht das Krankenhaus, in dem unsere Ärztin arbeitet, ein Freiwilligenteam um einen Humanitären Einsatz in Albanien, zu unterstützen. Koreanische Soldaten entfernen Minen, die noch immer von vergangene Konflikten in der Erde versteckt sind. Die Bevölkerung ist arm und hat kaum ärztliche Versorgung.

In Albanien treffen sich beide wieder, die Ärztin und der Soldat – doch sie treffen auch auf Waffenhändler und andere Gefahren. Unsere Helden müssen gegen äußere Umstände und gegen die eigenen Zweifel kämpfen. Das gefiel den Koreanern so gut, dass das Drama insgesamt 84 Nominierungen und 45 Preise erhielt und mit den beiden vorgenannten zu den Top 10 der koreanischen Dramen gehört.

Nicht ganz so erfolgreich, doch mit einer Top-Schauspieler-Riege, die das bedrohte Korea verteidigt, ist “Iris” – ein Action-Agenten-Drama. Korea wird von einer Terrororganisation bedroht – die Teil des Geheimdienstes ist. Da unser held zu einer Bedrohung wird, muss er als Staatsfeind Nr. 1 den Staat retten – und die Heldin. Das Ende ist jedoch sehr koreanisch. “Iris” ist etwas älter, was sich vor allem an der Bildqualität zeigt, aber spannend und sehenswert.

Oh my Ghost! (Viki, Netflix und YouTube)

Letzt schrieb mich jemand an, er hätte “Oh My Ghost” gesehen und das wäre sein erstes K-Drama gewesen. Er wäre so begeistert gewesen, dass er sich sofort den Soundtrack gekauft hätte. Okay, dieser Soundtrack gehört nicht zu meinen Favoriten, doch die Komödie “Oh my Ghost” ist klasse und es kommt ein Teil der koreanischen Kultur hinzu, den wir so nicht kennen: Der Schamanismus und Geisterglaube.

Eine junge, völlig verarmte Frau, arbeitet in einem Restaurant. Sie ist die Tochter und Enkelin von Schamaninnen und hat diese Gabe geerbt. Dadurch kann sie die Geister Verstorbener sehen. Doch diese machen ihr Angst, was dazu führt, dass sie keinen Job lange halten und keine Ausbildung machen konnte. Im Restaurant, wo sie als Küchenhilfe arbeitet, verliebt sie sich in den Chef. Doch da sie in ständiger Angst vor Geistern lebt, ist sie schüchtern, schaut niemanden an und hat allgemein Probleme mit Sozialkontakten.

Doch es gibt eine junge Frau, einen jungfräulichen Geist. Um die Erde verlassen zu können, muss diese junge Frau ihren Groll loswerden, der sie an die Erde kettet, doch sie weiß nicht, warum sie noch einen Groll hat. Ihr Tod muss unter anderen Umständen zustande gekommen sein, als bisher gedacht, nur leider erinnert sie sich nicht daran. Um zu ermitteln übernimmt sie den Körper unserer schüchternen Heldin – und verliebt sich gleichfalls in den Chef. Doch unser Geist hat einen nicht zu stillenden Sexhunger und macht sich an den Chef ran.

“Oh my Ghost” ist eine wundervolle romantische Komödie voller Spannung, weil wir das Geheimnis erfahren wollen und dann aber Angst um das Leben unserer Heldin haben müssen, denn der Mörder steht oft neben ihr.

Mag man, “Oh My Ghost”, dann kann man gleich weitermachen mit “Master’s Sun” und dem Ganzen noch eins draufsetzen.

Fight For My Way (Viki, Netflix und YouTube)

Nachdem in den vorangegangen Dramen die Menschen immer etwas Besonderes waren, hier einmal ein Drama, mit ganz normalen Leuten – mit echten Underdogs.

Unsere vier Helden haben keinen sehr guten Schulabschluss und müssen sich durchs Leben kämpfen. Ihre Jobs sind nicht die besten und so werden sie auf der Arbeit auch nicht selten gedemütigt. Sie ertragen dies, weil sie nicht wissen, wo sie sonst einen Job bekommen sollen.

Unser männlicher Hauptheld möchte Taekwondo-Champion werden, während seine beste Freundin davon träumt, eine bekannte TV-Moderatorin zu werden. Doch arbeitet er als niedere Hilfskraft bei einem Kammerjäger und sie steht am Empfang eines Kaufhauses. Ihre Freunde, Held 2 und Heldin 2, sind seit sechs Jahren ein Paar. Sie arbeiten beide in einem Online-Shopping-Unternehmen, er als kleiner leitender Angestellter und sie im Call-Center. Im Betrieb verheimlichen sie, dass sie ein Paar sind, weil sie die Reaktionen der anderen fürchten.

Doch unsere Freunde haben sich gegenseitig. Was ist besser als Freundschaft? Gegenseitig bestärken sie sich in ihren Träumen. Und während sie darauf zugehen – kommen sie wo anders an, als gedacht und das ist das eigentlich Schöne an dieser Serie – abgesehen von den großartigen Schauspielern und Charakteren, in die man sich rasch verliebt. Die Botschaft ist nicht, dass jeder reich werden kann, sondern dass jeder sein Glück finden kann und dass dies nicht immer da liegt, wo man es vermutet.

Eines meiner absoluten Lieblingsdramen ist “When the Camellia blooms”: Zwei Menschen, eine alleinerziehende Mutter und ein einfacher Polizist, verlieben sich, müssen sich jedoch noch mit einem Serienmörder, dem Ex der alleinerziehenden Mutter und Vorurteilen herumschlagen, bis sie endlich zusammenkommen können.